Die zweite Verhandlungsrunde zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) endete am heutigen Mittwoch (30. Oktober 2019) in Hannover ohne Ergebnis. Ein Angebot der Arbeitgeberseite lehnte ver.di als unzureichend ab. Verhandelt wird für rund 170.000 Beschäftigte im Innendienst der privaten Versicherungswirtschaft.

"Das Angebot der Arbeitgeber ist nicht verhandlungsfähig und deutlich zu gering“, betont ver.di-Verhandlungsführerin Martina Grundler. Die Arbeitgeber boten nach fünf Nullmonaten in drei Schritten 1,7%, 1,2% und 1,1% bei einer Laufzeit von 34 Monaten an. Umgerechnet auf die Laufzeit bedeutet dieses Angebot eine Erhöhung von durchschnittlich 1,18% pro Jahr für die Beschäftigten. Nach Abzug der Inflationsrate bewertet ver.di dies als „Nullnummer“.

Martina Grundler: „Die Versicherungsangestellten erwarten von ihren Arbeitgebern, dass sie für ihre gute Arbeit eine entsprechende Anerkennung erhalten und ihnen Respekt entgegengebracht wird. Das vorgelegte Angebot widerspricht den Erwartungen immens.“ Die Beschäftigten würden mit immer höheren Leistungen und einer Arbeitsverdichtung die Gewinne der Branche erwirtschaften, dafür müssten sie jetzt auch eine Gegenleistung erhalten, so die Gewerkschafterin. Grundler forderte die Arbeitgeber auf, in der nächsten Runde ein deutlich verbessertes verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.

Neben dem geringen Gehaltsangebot hätte die Arbeitgeberseite zudem Gegenforderungen aufgestellt. Dabei ging es ihnen um die Verlängerung der Höchstdauer bei der Arbeitnehmerüberlassung sowie die Herausnahme der übertariflich bezahlten Angestellten aus der tarifvertraglich geregelten Arbeitszeit. Diese Forderungen lehnt ver.di ausdrücklich ab. "Wir akzeptieren keine Verschlechterungen im Manteltarifvertrag im Austausch gegen ein Gehaltsangebot“, betont die Gewerkschafterin.

ver.di fordert eine Erhöhung der Gehälter um 6 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem will ver.di eine neue Wahlmöglichkeit der Beschäftigten bei der Arbeitszeit durchsetzen. Sie sollen künftig Tariferhöhungen in zusätzliche freie Tage umwandeln können. Daneben stehen in dieser Tarifrunde für ver.di die unbefristete Übernahme der Auszubildenden und ein Rückkehrrecht auf Vollzeit für die heute tätigen Teilzeitbeschäftigten, die nicht unter die neue Brückenteilzeit fallen,
auf der Agenda.

 Die nächste Verhandlungsrunde findet am 29.11.2019 in München statt.

Hier finden Sie das ver.di-Tarifinfo zur zweiten Verhandlungsrunde.
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John Doey

John Doey

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  1. Nachdem es den Arbeitgebern in der letzen Tarifrunde gelungen ist, eine Gehaltsabschluss unterhalb der Inflationsrate durchzusetzen, besteht dringender Nachholbedarf. Außerdem beträgt die Inflationsrate eher 2%. Zumindest sollte von dieser Größe ausgegangen werden. Vor allem bei einem Vertrag mit längerer Laufzeit.
    Vor allem ist es dringend geboten, endlich auch für die Angestellten in der Versicherungsbranche Reallohnerhöhungen durchzusetzen. Somit ist ein Abschluss, der nicht eine jährliche Gehaltserhöhung von mindestens 3,2 % nicht akzeptabel.
    Ich hoffe, Verdi läßt sich nicht noch einmal so über den Tisch ziehen, wie in der letzten Tarifrunde.

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  2. Allein an den steigenden Mieten kann man doch schon festmachen, dass die Inflation größer sein muss als 2%. Energie, Wasser und auch im Supermarkt wird es nicht günstiger. Die mageren Tariferhöhungen der letzten Jahre haben die Preissteigerungsraten in den oben genannten Kategorien auf keinen Fall abgedeckt.

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  3. Da die Zinsentwicklung auf dem Kapitalmarkt momentan eh nicht sehr lukrativ ist, sollten die Unternehmen ihr Geld besser in Ihr Personal stecken! Das wäre mit Weitsicht geplant
    sowie das Geld sinnvoll u. sozial angelegt!

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  4. Das Angebot ist so nicht zu akzeptieren und wie die Jahre zuvor wieder unter den Abschlüssen anderer Branchen, wie z.B. öffentlicher Dienst 3,2 %, Steinkohlenbergbau 3,1 %, Textil- und Bekleidungsindustrie 2,6 %. Erschwerend werden auch zum wiederholten Mal Nullmonate verhandelt. Die Versicherungs-Angestellten sind seit einigen Jahren von den allgemeinen Lohnentwicklungen abgehängt.

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  5. Wir Versicherungsangestellte buckeln wie Geisteskranke, die Arbeitsbedingungen werden immer schlechter, die Anforderungen immer höher, die Akzeptanz und Respekt uns gegenüber aus der Bevölkerung immer schlechter. Und wir bekommen seit Jahren keine adäquate Gegenleistung in Form von Lohnsteigerungen als Anerkennung unserer Leistung. Wegen Arbeitgebern mit selbstdiktiertem Kostendruck bei steigenden Managergehältern und einer schwachen und harmlosen Gewerkschaft. Shame on you, schämt euch alle!

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  6. Das Angebot der Arbeitgeber ist gerade hinsichtlich der jährlichen Rekordgewinne eine Frechheit, braucht man nicht drüber reden. Aber warum gibt der Arbeitgeber so ein Angebot ab? Ganz einfach, weil er es kann. Wenn man sich den letzten Streik bei uns in Unterföhring angeschaut hat, wundert mich das Angebot nicht. Von 8000 Mitarbeitern der Allianz in Unterföhring standen ca. 80 vor den Eingängen. Da lacht jeder Arbeitgeber drüber. Dazu darf man sich dann als Streikender noch von seinen eigenen Kollegen beschimpfen lassen. Gefühlt geht es einigen Kolleg(inn)en noch viel zu gut und sind auch der Meinung das es in Zukunft so bleibt. Die Gewerkschaft lebt von Mitgliedern. Je weniger gewerkschaftlich organisiert sind, desto geringer ist das Angebot der Arbeitgeber. Daher bitte dringend Mitglied werden.

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  7. in meinem Betrieb haben sogar Mitarbeiter gestreikt, die nicht Mitglied der Gewerkschaft waren, von geringer Teilnahme kann keine Rede sein! Es sieht aber wirklich so aus, als ob die Gewerkschaft jedes Mal Forderungen aufstellt, ein bis zweimal Warnstreiks ansetzt und dann wird wieder eingeknickt. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Mitglieder abspringen, bzw. keine neuen Mitglieder dazu kommen. Verarschen tun uns ja schon die Arbeitgeber. Wie wäre es mal, tatsächlich eine Urabstimmung und einen richtigen Streik zu machen. Aus Gesprächen mit Kollegen und Kommentaren weiß ich, dass sich alle immer wieder wundern, warum die Gewerkschaft am Ende wieder einknickt. Es sieht ehrlichgesagt so aus, als ob hier nur zur Show mal ein Warnstreik gemacht wird, damit man hinterher wieder so tun kann als ob!

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  8. Das man aber streikt, ohne in der Gewerkschaft zu sein, könnte aber eine Abmahnung im schlimmsten Fall zu einer Kündigung führen oder irre ich mich da?
    Wer darf den streiken? Ich mein, kann ich jetzt vor die Tür gehen, mich mit einem Schild hinstellen und "streiken"? Ich glaube nicht... wir haben einfach keine starke Gewerkschaft, das hängt allerdings mit den geringen Mitgliederzahlen zusammen...
    Siehe Stahlindustrie, da ist fast jeder 3. in der Gewerkschaft... wenn da mal gestreikt wird, dann geht das ganz schnell in die Millionen.. nur so, kann man was erreichen, freiwillig und nur weil wir kleinen "Mitarbeiter" es verdient haben, werden die Arbeitgeber kein akzeptables Angebot unterbreiten, daran wird sich jetzt und auch in Zukunft nichts ändern... Am ende wird es wieder einen "2Jahres-Vertrag" geben, mit 1,6 oder vlt. 1,8 % Erhöhung, was uns am Ende auch nicht wirklich viel bringen wird..... Alles unter 2 % ist einfach nur Verarsche...

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    1. Okay, man darf streiken - verzichtet aber als Nichtmitglied auf sein Gehalt.

      Während des Streiks ruht das Arbeitsverhältnis: Der Arbeitnehmer darf streiken, statt zu arbeiten, erhält aber dann auch keinen Lohn, da er ja keine Arbeitsleistung erbracht hat.

      Mitglieder der Gewerkschaft erhalten Streikgeld als Unterstützung. Die Höhe liegt pro voll bestreiktem Arbeitstag bei maximal dem 2,5-Fachen des monatlichen Mitgliedsbeitrags. Nicht-Gewerkschaftsmitglieder erhalten weder Streikgeld noch Arbeitslosengeld.

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  9. Die Taktierei mit den Nullmonaten nervt schon sehr und zeugt nicht unbedingt von Wertschätzung. Dazu kommt dann in der 2. Runde ein völlig unakzeptabler Vorschlag der Arbeitgeberseite, wo noch nicht mal die Inflation ausgeglichen wird. In unserer Branche haben wir zudem erheblichen Nachholbedarf. Bleibt zu hoffen, dass unsere Tarifkomission in der dritten Runde hart verhandelt. Wenn Nullmonate, dann bitte mit einer attraktiven Erhöhung der Gehälter ab 01.01.2020 und einer Laufzeit von maximal 2 Jahren.3,5 % ab 01.01.2020 und weitere 2 % ab 01.01.2021 bei einer Laufzeit bis zum 30.08.2021 wäre doch ein guter Kompromiss.

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  10. Welches ist die genaue Adresse für Freitag, 29.11.? Maximilianstraße 53 in München? Und wann geht es dort los? ICH werde auf jeden Fall dabei sein!!

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  11. Ich finde es unglaublich, wieviel Verwahrentgelt - Negativzinsen - an die Banken gezahlt werden. Das sind zig Millionen von Euros. Dafür werden die Gelder gerne ausgegeben. Der Arbeitgeber sollte sich mal überlegen, ob er das Geld nicht besser in seine Mitarbeiter investiert. Liebe Gewerkschaft, lasst Euch diesmal nicht wie letztes Mal über den Tisch ziehen. Bleibt STARK.

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  12. Der Forderung nach „Herausnahme ÜT­Angestellter aus der tarifvertraglichen Regelung zur Arbeitszeit“ kann ja durchaus entsprochen werden, da es ja EU-seitig ein Urteil zur Erfassung von Arbeitszeiten gibt, das dann auch für die ÜT­Angestellten gilt /bzw. deren Arbeitgebern. Wenn ein ÜT­Angestellter (gegen Entgelt) auf die tarifliche Arbeitszeit "verzichtet" und trotzdem durch einen einen rechtlichen Rahmen vor Kontrollverlust geschützt wird, ist das doch vielleicht eine für beide Seiten gute Lösung, oder?

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