Die erste Verhandlungsrunde zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerk schaft (ver.di) und dem Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) endete am heutigen Donnerstag (19.September 2019) ohne ein Angebot der Arbeitgeberseite. Verhandelt wird für rund 170.000 Beschäftigte im Innendienst der privaten Versicherungswirtschaft.

"Die Arbeitgeber sahen sich nicht in der Lage, ein konkretes Gehaltsangebot zu machen, obwohl wir unsere Forderungen bereits Mitte April mitgeteilt haben und der Gehaltstarifvertrag Ende August 2019 ausgelaufen ist", kritisiert ver.di-Verhandlungsführerin Martina Grundler. Mit dieser Haltung und den späten Verhandlungsterminen würde der AGV die Gehaltserhöhung bewusst verzögern. "Die Be schäftigten haben zu Recht erwartet, dass heute ein Angebot unterbreitet wird. Damit hätten die Arbeitgeber ihnen Respekt gezollt und ihrer Arbeit die entsprechende Anerkennung entgegengebracht."

Stattdessen hätte die Arbeitgeberseite die ver.di-Forderungen als deutlich zu hoch abgelehnt und darauf hingewiesen, dass erst wenn ein Gesamtpaket stehe, über konkrete Gehaltserhöhungen gesprochen werden könne. "Offensichtlich wollen die Arbeitgeber die diesjährige Gehaltsrunde dafür ausnutzen, Verschlechterungen im Manteltarifvertrag zu erwirken, der jedoch überhaupt nicht gekündigt ist", betont die Gewerkschafterin. "Es ist klar: wir tauschen keine Verschlechterungen im Manteltarifvertrag gegen Gehalt."

Grundler wies darauf hin, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Versicherungsbranche eine angemessene Bezahlung verdienen und die Kluft zwischen der Nettoeinkommensentwicklung der Beschäftigten und den kräftigen Gewinnen der Unternehmen gestoppt werden müsse.

"Die Versicherungsbeschäftigten erwirtschaften mit immer höheren Leistungen und einer Arbeitsverdichtung die Gewinne der Branche, dafür muss jetzt auch in die Beschäftigten investiert werden", so die ver.di-Verhandlungsführerin.

ver.di fordert eine Erhöhung der Gehälter um 6 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem will ver.di eine neue Wahlmöglichkeit der Beschäftigten bei der Arbeitszeit durchsetzen. Sie sollen künftig Tariferhöhungen in zusätzliche freie Tage umwandeln können. Daneben stehen in dieser Tarifrunde für ver.di die unbefristete Übernahme der Auszubildenden und ein Rückkehrrecht auf Vollzeit für die heute tätigen Teilzeitbeschäftigten, die nicht unter die neue Brückenteilzeit fallen, auf der Agenda.

Die nächste Verhandlungsrunde findet am 30. Oktober 2019 in Hannover statt.
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John Doey

John Doey

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  1. Die Arbeitgeber wissen halt genau, wie brav die Versicherunsgangestellten und deren gewerkschaftliche Vertretung sind. Mit Streiks oder nachhaltigem Widerstand ist halt zu rechnen, da kann man sich schon so benehmen, wie es die Arbeitgeber auch schon bei den letzten Tarifverhandlungen getan haben.

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  2. Absolut, wirklich respektlos, als ob der AGV in den letzten 5 Gremiensitzungen nicht die Möglichkeit hatte über das "Gesamtpaket" zu sprechen. Und kurz vor Weihnachten wird dann die stark frisierte Kopie vom letzten Mal präsentiert, damit keine Erhöhung in diesem Jahr stattfindet.

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  3. Verdi hat sich durch die niedrigen Forderungen und schlechten Abschlüsse der letzten Jahre halt selbst kastriert, die Arbeitgeber nutzen das jetzt aus weil sie am längeren Hebel sitzen. Es bräuchte halt endlich mal wieder eine starke Gewerkschaft mit starken Persönlichkeiten die sich wirklich für die Angestellten einsetzen. Diese "Waschlappen" werden vermutlich wieder bei 2% für 24 Monate einknicken und das Ergebnis dann auch noch als riesen Erfolg feiern, wie beim letzten Abschluß der im Endeffekt sogar ein Minus-Geschäft war wenn man die Teuerungsraten berücksichtigt. Schade für alle Angestellten und Mitglieder, daß Verdi so eine schlechte und schwache Gewerkschaft geworden ist.

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  4. Wundert sich Verdi wirklich über sinkende Mitgliederzahlen bei dieser Vertretung. Erste gehaltsrunde erst Monate nach Ablauf des Vertrages?
    Die letzten Erhöhungen deutlich unter der Inflationsrate?
    Und dafür soll ich Mitgliedsbeitrag zahlen. Die Gewerkschaftsvertreter im versicherungsbereich sollten sich mal wieder bewusst werden, dass ihre Aufgabe nicht ist, ihre Taschen zu Gunsten der Arbeitnehmer zu füllen.
    Kann nur jedem raten auszutreten, eventuell werden sie sich dann wieder ihren Aufgaben bewusst, wenn kein Geld mehr kommt.

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  5. Warum fordert ihr nicht 12% für 2 Jahre. Dann ist der Schritt auf 2 Jahre zum verwässern für fitte Arbeitgeber schon mal abgeschnitten. Und wie wäre es dann mal bei zwei mal 4,5% für 2 Jahre zu bleiben und nicht nachzugeben. Das verschafft auch Respekt für die Zukunft.

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  6. schwache Verdi -> geringe Mitgliederzahl -> oberdreiste Arbeitgeber -> miese Tarifabschüsse -> noch schwächere Verdi ...
    Die Spirale geht für die Arbeitnehmer seit Jahren nur nach unten und das in Zeiten boomender Konjunktur. Und jetzt, wo sich die Konjunktur langsam abschwächt, kann der AGV noch besser jammern.

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