"AGILITÄT UND "EFFIZIENZ" GEHEN ANDERS - ARBEITGEBER VERWEIGERN ANGEBOT
+++ 6 PROZENT GEHALTSSTEIGERUNG SEIEN DEUTLICH ZU HOCH +++
Am
19. September trafen sich der Arbeitgeberverband der Versicherungswirtschaft
(agv) und ver.di zur ersten Verhandlungsrunde für den Innendienst der
Versicherungsbranche. Trotz mehrfacher Aufforderungen seitens ver.di sah sich
der agv nicht in der Lage, den Forderungen von ver.di ein Angebot
entgegenzuhalten.
JAMMERN TROTZ MILLIARDENGEWINNEN
Die Arbeitgeber malten die Situation der Branche erwartungsgemäß rabenschwarz.
Die anstehenden Herausforderungen der Digitalisierung, Niedrigzinsphase,
Regulierungen und demografischer Wandel stellten die Branche vor
unkalkulierbare Risiken. Eine angemessene Erhöhung für die Beschäftigten? Das seien
nur „Kostentreiber“!
KEIN ANGEBOT DER ARBEITGEBER
Die
Arbeitgeber reden und verlangen überall „Agilität“ und „Effizienz“ von ihren
Beschäftigten. Sie sehen sich aber nicht in der Lage – trotz mehrfacher
Aufforderung – in der ersten Runde ein konkretes Gehaltsangebot zu machen.
Ver.di machte deutlich, dass die Beschäftigten zu Recht ein konkretes Angebot
erwartet hätten. Immerhin haben wir unsere Forderungen dem Arbeitgeberverband
bereits am 16. April mitgeteilt. Der Gehaltstarifvertrag ist am 31.08.2019
ausgelaufen. Mit den späten Verhandlungsterminen im September und am 30.
Oktober will der AGV die Gehaltserhöhung bewusst verzögern.
6 PROZENT MEHR GEHALT SEIEN „DEUTLICHST ZU HOCH“
So viel konnten die Arbeitgeber dann
doch sagen: 6 % mehr Gehalt seien „deutlichst zu hoch“. Zu unserer Forderung,
die Ausbildungsvergütung um 80 Euro zu erhöhen, sagten die Arbeitgeber
überhaupt nichts. Die Arbeitgeber haben offensichtlich zum Ziel, die
diesjährige Gehaltsrunde dafür auszunutzen, Verschlechterungen in den
Manteltarifvertrag (der nicht gekündigt ist) zu erwirken. Man könne erst über
konkrete Gehaltserhöhungen reden, wenn ein Gesamtpaket stehe. Hier machte
Martina Grundler, ver.di-Verhandlungsführerin klar: wir tauschen keine
Verschlechterungen im Manteltarifvertrag gegen Gehalt!
Die Verweigerung der Arbeitgeber, ein konkretes Angebot zu unterbreiten, ist eine Respektlosigkeit gegenüber Ihnen und ihren Kolleginnen und Kollegen in der Versicherungswirtschaft.
DIE BESCHÄFTIGTEN VERDIENEN EINE ANGEMESSENE ERHÖHUNG
Ein Vergleich mit anderen Branchen zeigt: die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Versicherungsbranche verlieren den Anschluss an die
Gesamtlohnentwicklung. Es ist an der Zeit, das Auseinanderklaffen von
Nettoeinkommensentwicklung der Beschäftigten und kräftigen Gewinnen der
Unternehmen zu stoppen und umzukehren! Sie haben es verdient. Sie, liebe
Kolleginnen und Kollegen, erwirtschaften die Gewinne der Branche. Von Ihnen
werden immer höhere Leistungen und die Anpassung an die
digitalisierungsbedingten Veränderungsprozesse der Branche gefordert.
Arbeitsverdichtung und Arbeitsdruck nehmen zu. Ihre Leistung verdient eine
angemessene Bezahlung! Das ist auch
eine Frage des Respekts und der Anerkennung ihrer Arbeit.
FLEXIBILITÄT IST KEINE EINBAHNSTRASSE
Ihre ver.di-Tarifkommission ist der festen Überzeugung, dass es
der Branche gut zu Gesicht stünde, die Attraktivität als Arbeitgeber zu
verbessern. Hierzu gehören mehr flexible Wahlmöglichkeiten für die
Beschäftigten. Deshalb wollen wir das eine Gehaltserhöhung auch in Form von
freien Tagen in Anspruch genommen werden kann. Auszubildende, die ihre
Ausbildung erfolgreich absolvieren, müssen den Anspruch haben, unbefristet
übernommen zu werden, um eine berufliche Perspektive zu haben. Darüber hinaus
dürfen Teilzeitbeschäftigte nicht ungleich behandelt werden. Wir fordern für
alle Teilzeitbeschäftigte ein Recht, die Arbeitszeit wieder aufstocken zu
können.
Über die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber zeigte sich die
ver.di-Verhandlungskommission empört. Ver.di-Verhandlungsführerin Martina
Grundler:
„Jetzt kommt es auf Sie an. Es braucht den Druck von Seiten der Beschäftigten, um die Arbeitgeber in der nächsten Verhandlungsrunde zu konkreten Angeboten zu bewegen.“
TARIF KOMMT VON AKTIV!
Verdi hat sich durch die niedrigen Forderungen und schlechten Abschlüsse der letzten Jahre halt selbst kastriert, die Arbeitgeber nutzen das jetzt aus weil sie am längeren Hebel sitzen. Es bräuchte halt endlich mal wieder eine starke Gewerkschaft mit starken Persönlichkeiten die sich wirklich für die Angestellten einsetzen. Diese "Waschlappen" werden vermutlich wieder bei 2% für 24 Monate einknicken und das Ergebnis dann auch noch als riesen Erfolg feiern, wie beim letzten Abschluß der im Endeffekt sogar ein Minus-Geschäft war wenn man die Teuerungsraten berücksichtigt. Schade für alle Angestellten und Mitglieder, daß Verdi so eine schlechte und schwache Gewerkschaft geworden ist.
AntwortenLöschenFairerweise muss man sagen, dass Verdi bei der letzten Tarifrunde die Beschäftigten vor die Wahl gestellt hat höherer Tarifabschluss vs. Arbeitsplatzsicherheit und dafür geringere Lohnerhöhung. Die AN haben sich für zweiteres entschieden. Auf den ersten Blick sicherlich nachvollziehbar. Aber da die Digitalisierung schneller vorangeht als es den Arbeitnehmern lieb sein kann, ist es natürlich ein Irrglaube, dass man mit niedrigeren Gehaltsabschlüssen Arbeitsplatzsicherheit erkaufen zu können. Denn im Zweifel ist kein Arbeitnehmer immer noch billiger als ein günstiger Arbeitnehmer. Sprich die einzige Lösung ist schon jetzt höhere Abschlüsse zu erzielen um ggf. Vorbereitungen für den Arbeitsplatzverlust zu treffen. Denn sonst ist man schon per sofort und nicht erst in Zukunft der Gekniffene.
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